Friedemann Mattern Ubiquitous Computing: Szenarien einer informatisierten Welt Seit über 30 Jahren ist zu beobachten, dass sich die Leistungsfähigkeit von Prozessoren etwa alle 18 Monate verdoppelt. Eine ähnlich hohe Steigerungsrate gilt auch für einige andere Technologieparameter wie Speicherkapazität oder Kommunikationsbandbreite. Dieser weiterhin anhaltende Trend führt dazu, dass Computer noch wesentlich kleiner, preiswerter und damit quasi im Überfluss vorhanden sein werden sie werden allgegenwärtig ("Ubiquitous Computing") und dringen sogar in Alltagsgegenstände ein. Auf diese Weise entstehen "smarte" Dinge, die das Internet mit seinen vielfältigen Ressourcen für die Optimierung ihrer Zweckbestimmung mit einbeziehen können und gegebenenfalls sogar miteinander kooperieren können. Ein Vorreiter in technischer Hinsicht stellt das Mobiltelefon dar. Handys stellen mittlerweile vollwertige Computer dar und werden nun mit einer Reihe von Zusatzfunktionen wie Ortslokalisierung, Internetanbindung oder Spracherkennung ausgerüstet. Sie dürften sich zur Schaltzentrale für vielfältige andere persönliche Assistenzdienste entwickeln, sich aber auch in einzelne funktionale Bestandteile auflösen, die als miteinander kooperierende Accessoires getragen werden. Mittel- und langfristig wird das Ubiquitous Computing große wirtschaftliche Bedeutung erlangen. Denn werden industrielle Produkte (wie z.B. Fertiggerichte, Arzneimittel, Kleidungsstücke oder Spielzeug) durch integrierte Informationsverarbeitungsfähigkeit "schlau" oder erhalten sie auch nur eine fernabfragbare elektronische Identität beziehungsweise Sensoren zur Wahrnehmung des Kontextes (wissen also z.B. wo und in welcher Umgebung sie sich gerade befinden), so sind dadurch innovative Produkte und ganz neue Services möglich. Eine stark informatisierte Alltagswelt mit Gegenständen, die Teilaspekte ihrer Umwelt erfassen und miteinander kommunizieren, hat allerdings auch gravierende Auswirkungen auf die Privatsphäre. Ebenso kritisch erscheint die Frage, wer darüber bestimmen kann oder darf, mit welchen Informationen elektronisch aufgewertete (und damit zu Medien mutierte) Dinge verbunden werden. Wachsende Technikabhängigkeit, Kontrolle über die den Alltagsdingen anhaftende und vielfach verknüpfte Information sowie der Schutz der Privatsphäre bilden die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen des Ubiquitous Computing-Zeitalters.