Vlad Coroama, Matthias Handy: Wohin verschwindet der Computer? Ein kontroverser E-Mail-Wechsel In: Friedemann Mattern (Hrsg): Die Informatisierung des Alltags Leben in smarten Umgebungen, Springer-Verlag, 2007 "Computer werden laufend kleiner, billiger und zahlreicher, bekommen nun auch Sensoren zur Beobachtung ihrer Umgebung und können drahtlos miteinander kommunizieren. Bald werden sie praktisch unsichtbar in alle möglichen Alltagsdinge eingebaut...". So oder so ähnlich beschreiben Vertreter des Ubiquitous oder Pervasive Computing die Zukunft. Die Durchdringung des Alltags mit Computern scheint unaufhaltsam voranzuschreiten, gestritten wird lediglich über mögliche Auswirkungen. Die einen sehen darin die Lösung zahlreicher Probleme: Die Produktivität der Volkswirtschaft steigt, der Wohlstand wächst, Autos werden um Staus herumgeleitet, die Umwelt wird entlastet, Behinderte gewinnen an Lebensqualität, chronisch Kranke und Senioren können aus der Ferne betreut werden, Kinder leben sicherer und Eltern sorgenfreier. Andere Forscher erheben warnend den Zeigefinger: Die Privatsphäre sei in akuter Gefahr durch die nunmehr mögliche lückenlose Überwachung. Außerdem könnte der Mensch entmündigt werden, wenn auch die einfachsten Entscheidungen von unsichtbaren Computern getroffen würden. Die digitale Spaltung würde sich weiter vertiefen und bald auch im Alltag offensichtlich werden. Eine Gesellschaft, die sich immer mehr von der korrekten Funktionsweise von Computern abhängig mache, würde im Chaos versinken, wenn diese ihre Dienste verweigerten. Ein fiktiver E-Mail-Wechsel hebt den Gegenstand des Diskurses über die Auswirkungen hinweg zu Fragen nach Sinn und Stellenwert des Ubiquitous Computing. Sind es wirklich derart zukunftsrelevante und einflussreiche Technologien, wie von den involvierten Forschern (gleichermaßen Befürwortern wie Skeptikern) angenommen? Oder sprechen zu viele wirtschaftliche Argumente sowie Akzeptanz- und juristische Probleme dagegen, so dass letztlich weder die großartigen Verheißungen noch die Horrorszenarien eintreten werden? Diese Fragen werden von zwei Wissenschaftlern diskutiert, die dafür in konträre Rollen schlüpfen: Auf der einen Seite steht der Verfechter der neuen Technologien, der sich zwar des Gefahrenpotenzials bewusst, jedoch überzeugt ist, dass die nutzbringenden Auswirkungen überwiegen werden und schließlich zum Wohlergehen der Menschheit beitragen. Ihm gegenüber steht der Skeptiker, der schon an den Visionen zweifelt und einen hohen Stellenwert des Ubiquitous Computing auf der Bedürfnisskala der Menschheit verneint.